Es war der 16. März 2020, zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik wurden alle Schulen und Gemeinschaftseinrichtungen geschlossen, Deutschland hatte seinen ersten Lockdown. Seit diesem Tag ist unser komplettes Vertriebsteam in einem neuen Arbeitsmodus – Homeoffice first. Ab dem folgenden Dienstag waren alle Mitarbeitenden zu Hause, für einige geübte Praxis, für andere eine neue Situation. Technisch kein Problem, als IT-Unternehmen haben alle im Team einen Laptop und auch VPN-Zugänge etc., unsere Telefonie läuft über Skype, Internet ist das Einzige, was sonst gebraucht wird.
Da waren wir nun, einige Innendienstler, die eigentlich in unserer Zentrale sitzen und die weiteren Vertriebskollegen, die zum Teil im Homeoffice, zum Teil in anderen europäischen Niederlassungen verteilt arbeiten. Durch diese starke räumliche Fragmentierung des Teams kommt unserem Vertriebsmeeting einmal monatlich eine immense Bedeutung zu, nur hier sieht sich annähernd das komplette Team. Vorgabe aus dem Konzern: Alle Regelmeetings virtuell, also per Telefon- oder Videokonferenz.
Kundentermine oder Interessententermine wurden größtenteils verschoben, teilweise auch virtuell durchgeführt.
Die kurzfristige Herausforderung war nun, sich einem Tool zu nähern, das nicht nur Telefonie, sondern auch Videokonferenzen in hoher Qualität ermöglicht und eine breite Akzeptanz bei unseren Kunden und Interessenten hat, sowie eine Schulung hierfür. Spannenderweise sind die meisten Schulungen für Online-Tools zu dieser Zeit Präsenzveranstaltungen gewesen, welche wegen der zeitgleichen Reise- und Kontaktbeschränkungen nicht in Frage kamen. Die Suche hat etwas gedauert, aber nun ist ein Tool gefunden und geschult, so dass der neuen Vertriebsrealität zumindest die Infrastruktur als Basis zu Verfügung steht.
Bis zum heutigen Tag sind 5 Monate in dieser neuen Situation vergangen und es sieht vor dem Hintergrund des aktuellen Infektionsgeschehens nicht so aus, als ob sich diese Situation schnell ändern könnte: Weniger Kunden- und Interessententermine, fast keine Tage in den Niederlassungen, keine Regeltermine als Präsenzveranstaltung. Bei einzelnen Teammitgliedern ist eine dauerhafte Arbeit aus dem Homeoffice aus diversen Gründen nicht optimal, so dass Einzelne wieder in die Büros gehen, aber es nicht so wie vor der Pandemie und wird es vermutlich auch nie werden. So müssen wir einige Punkte neu regeln, weil es eben nicht mehr eine vorübergehende Notsituation sondern „new normal“ ist.
Eine dieser Neuerung ist die „virtual coffeebreak“, eine Videokonferenz, die keine feste Agenda hat und die zufälligen Gespräche „in der Kaffeeküche“ ersetzen soll. Aus meiner Sicht unerlässlich für den Team-Spirit, wenn es auch die abendlich Runde beim Bier natürlich nicht ganz ersetzt. Aber, Arbeit besteht nicht nur aus Leistung und Effizienz, das Zwischenmenschliche und der Spaß müssen auch sein und auch der eine oder andere private Punkt will mal besprochen sein. Zusätzlich wird deutlich mehr telefoniert als früher.
Ein fast schon witziger Punkt, nahezu alle KollegInnen berichten, dass obwohl bei uns eklatante Reisezeiten wegfallen, nicht mehr „freie“ Arbeitszeit verfügbar ist als früher, sondern eher weniger. Da man nicht mehr sieht, welcher Kollege gerade Zeit hat, werden kurze Gespräche jetzt als „Konferenz“ in den Kalender eingetragen und Zeiten hierfür geblockt. Es wird quasi nicht mehr einfach angerufen, sondern eher ein Termin vereinbart. Ich plädiere deutlich für die Rückkehr zum guten alten Anruf.
Aus professioneller Sicht noch nicht geklärt ist der Umgang mit der Tatsache, dass Messen und Kongresse nicht mehr persönlich stattfinden, so dass der zufällige Kontakt zu Netzwerken vollständig entfällt. Soziale Medien sind hier eine gute Ergänzung, können aber den persönlichen Kontakt nicht umfänglich ersetzen. Aber das könnte dann ein neuer Blogbeitrag werden….